Querschnittsbereich „Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik“, Teilgebiet "Medizinische Informatik" im Studiengang „Humanmedizin“ an der Universität zu Lübeck

Allgemeine Vorbemerkungen

Mit der Approbationsordnung für Ärzte aus dem Jahre 2002 wurde das prüfungspflichtige Querschnittsfach „Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik“ als Voraussetzung für die Zulassung zum 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung eingeführt. In Lübeck wurde das Lehrangebot entsprechend neu konzipiert und seit dem WS 2003/2004 den Studierenden angeboten. Grundsätzlich sollen Studierende zur kritischen Beurteilung des eigenen Handelns, zur kritischen Anwendung fremder Empfehlungen, zur systematischen Dokumentation und zum Umgang mit modernen Werkzeugen der Informationstechnologie im Rahmen der Berufsausübung befähigt werden. Das Einbinden dreier Institute mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten betont den Querschnittscharakter und ermöglicht das Bereitstellen anspruchsvoller Angebote.

Das Institut für Medizinische Informatik als letztes der drei veranstaltenden Institute sammelt die Noten der beiden anderen beteiligten Institute und erstellt einen Gesamtschein mit der gemittelten Note.

Im Folgenden werden Einzelheiten zu dem Teilbereich „Medizinische Informatik“ näher ausgeführt.

Organisatorisches

Etwa 180 Studenten des fünften Studienjahres werden durch das Studiendekanat „Medizin“ auf zwei Semester aufgeteilt. Für die Querschnittsveranstaltung „Medizinische Informatik“ werden jedes Semester die ca. 90 Studenten in 6 Übungsgruppen á 15 Studenten aufgeteilt.

Diese Gruppeneinteilung mit Orten und Terminen der jeweiligen Veranstaltungen werden in der universitätsweit verwendeten Lehr-Plattform MOODLE bereitgestellt. Hier stehen weiterhin Skripte, Vorlesungsfolien, Testfragen usw. zeitnah und online zur Verfügung.

Der Zugang zu den Materialien wird über einen kursspezifischen Schlüssel (Bekanntgabe in der 1. Vorlesung) oder über einen einheitlichen User/Passwort-Zugang zur MOODLE-Plattform geregelt.

Die Veranstaltung gliedert sich in eine Vorlesung (2 SWS) und praktische Übungen in Kleingruppen (2 SWS), wobei das Semester aus organisatorischen Gründen (Blockpraktika) erst einen Monat nach Semesterbeginn startet. Der erfolgreiche Besuch der Übungen ist Voraussetzung für die Teilnahme an der Klausur am Ende der Veranstaltung, die wiederum über die (Teil-)Schein-Vergabe entscheidet.

Ziel(e)

Es wird ein Einblick in und ein Verständnis für die wesentlichen Arbeits- und Forschungsgebiete der medizinischen Informatik vermittelt. Die Auswahl der Themen orientiert sich einerseits an deren Relevanz für anwendende Mediziner und andererseits an der Möglichkeit, methodische Inhalte im beschränkten Zeitrahmen vermitteln zu können. Eine Befähigung zur praktischen Einübung ausgewählter Inhalte wird angestrebt.

Themen

Folgende Themen werden in den Vorlesungen vermittelt:

  • Überblick über das Fachgebiet der Med. Informatik u. grundlegende Prinzipien der Informatik
  • Medizinische Dokumentation und klinische Informationssysteme
  • Krankenhausbetriebswirtschaftslehre (2 Termine):
    Diese Lehreinheiten werden von Mitarbeitern des Univ.Klinikums S-H beigesteuert.
  • Kodierung von Diagnosen und Prozeduren (ICD-10, OPS)
  • DRG-Fallklassifikationssystem
  • Medizinische Bildverarbeitung
  • Telemedizin, Gesundheitstelematik und Datenschutz

Vier der genannten Themen werden in praktischen Kleingruppen-Übungen am Rechner vertieft. Die Teilnahme ist verpflichtend.

  • Medizinische Dokumentation und klinische Informationssysteme
    Inhalte: Methodische und praktische Fragen der Datenerfassung, -speicherung und -verarbeitung, Gegenüberstellung von Konsequenzen bei der verbreiteten Verwendung von Tabellenkalkulationsprogrammen wie MS EXCEL oder OO CALC einerseits und Datenbankprogrammen wie MS ACCESS oder OO BASE andererseits (z.B. für die resultierende Datenqualität und Weiterverarbeitbarkeit erfasster Daten), Erlernen der Definition, Manipulation und Suche von Daten(strukturen) mit relationalen Datenbanken.
     
  • Kodierung von Diagnosen und Prozeduren
    Inhalte: Anwendungsbeispiele für die Verwendung von ICD-10 und OPS im Gesundheitswesen (z.B. Qualitätsberichte, Statistiken), Grundprinzipien (statistischer) Klassifikationen, Aufbau und Verschlüsselungsregeln von ICD-10 und OPS, jeweilige Nutzung von systematischem und alphabetischem Verzeichnis, praktisches Verschlüsseln mit Web-Suchsystemen für konkrete klinische Beispiele.
     
  • DRG-Fallklassifikationssystem
    Inhalte: Vertieftes Kennenlernen von Fallklassifikationssystem (Definitionshandbücher) und Vergütungssystem (Fallpauschalenkatalog), praktisches Gruppieren realer Fälle mit einem Web-Grouper und Ermitteln der effektiven Entgelte, Kennenlernen der (zunehmenden) Bedeutung von Scores im OPS, Kennenlernen der Kalkulationsergebnisse des InEK als Grundlage für die jährliche Festlegung von neuen Fallgruppen bzw. Relativgewichten, Ermitteln von Zusatzentgelten, Berechnen und Bewerten von Casemix, Casemix-Index sowie Erlös.
     
  • Medizinische Bildverarbeitung
    Inhalte: Kennenlernen von DICOM als digitales Speicherformate medizinischer Bilder, Durchführen einfacher Operationen wie die Fensterung oder Abstandsmessung unter Verwendung der JAMIP-Software, Verwendung einfacher Filterverfahren etwa zur Glättung verrauschter Bilder, Kennenlernen von Segmentierungsverfahren zur Identifikation interessierender Regionen im Bild (z.B. Schwellwertverfahren, Region Growing).

Links

Projektgruppe MI-Lehre in der Medizin der GMDS und GI